Bauliche Sicherungsmaßnahmen
Nach über 20-jähriger Geschichte von Verfall, Vernachlässigung und notdürftiger minimaler Sicherung wurde die historisch bedeutende Schloss- und Parkanlage in Reinhardsbrunn im Jahr 2021 in einem bisher bundesweit einzigartigen Verfahren enteignet. Im Anschluss betraute der Freistaat Thüringen unser Büro gemeinsam mit unserer Kollegin Dr. Anja Löffler mit der Planung erster Sicherungs- und Konservierungsarbeiten in Vorbereitung auf eine zukünftig anstehende denkmalgerechte Sanierung.
In einer ersten Etappe wurde mit kurzfristigen Sicherungsmaßnahmen der weitere Verfall aufgehalten: Mit Schwerpunkt auf den Gebäudehüllen wurden Schwachstellen der Dächer beseitigt und die Fassaden gegen Witterungseinflüsse und Vandalismus abgesichert. In Vorbereitung und parallel zu diesen Arbeiten erfolgten historische wie stoffliche Analysen zur Absicherung der erforderlichen Detailtreue und Nachhaltigkeit. Ziele dieser ersten Sicherungsmaßnahmen waren neben der Wiederherstellung der sicheren Begehbarkeit und der Beseitigung von Bauschäden an Dächern und Fassaden auch die Konservierung bedeutsamer Details der Raumfassungen. Für Belegstücke von Fassungen, Ausstattungen und weiteren Bauteilen konnte nach Sicherung des Marstalls ein Depotraum hergerichtet werden.
In einer zweiten Etappe der baulichen Konsolidierung der Anlage wurden die denkmalpflegerischen Sicherungen in Teilbereichen auf nutzungsneutrale Instandsetzungen erweitert. Begonnen wurde mit der Dachsanierung der Schlosskapelle und anschließenden Natursteinarbeiten an der Fassade sowie Sicherungen und Erneuerungen von Putz und Stuck im Innenraum. Zusätzlich erhielt die Kapelle eine neue Bodenplatte, die durch thermische Aktivierung den Substanzerhalt durch dauerhafte Temperierung langfristig verbessern und sicherstellen soll. Daneben wird der Anschlussbereich der Kirchgalerie, der funktionell eng mit der Kapelle verbunden ist, bearbeitet; hier werden die historisch zugehörigen Räumlichkeiten der Vorkapelle und Herzogsloge sowie die ursprünglichen verbindenden Treppenanlage für die Nutzbarkeit des Bereiches wiederhergestellt. Im Untergeschoss entstanden außerdem Technikräume, die eine unabhängige Inbetriebnahme der Kapelle zu Veranstaltungszwecken gewährleisten. Weitere Informationen zur Instandsetzung der Schlosskapelle finden Sie auf der entsprechenden Detailseite.
Durch regelmäßige Begehungen der Objekte im Zusammenhang mit den derzeitigen baulichen Maßnahmen können zusätzlich auftretende Schäden frühzeitig erkannt und behandelt werden. Im Zusammenspiel mit den baulichen Aktivitäten, den analytischen Arbeiten und der wissenschaftlichen Begleitung entstehen somit qualifizierte Grundlagen für die bevorstehende Revitalisierung der historischen Schlossanlage Reinhardsbrunn.