Das Krematorium Gotha wurde als erster Kremationszweckbau Europas - einer der ersten der Welt überhaupt - 1878 vom Stadtbaumeister Julius Bertuch und dem Ingenieur Carl Heinrich Stier geschaffen. Die Anlage ist geprägt von zwei neoklassizistischen Tempeln, die durch eine Kolonnade verbunden sind. Daran angebunden befindet sich zudem ein Kolumbarium. Die in den wichtigsten Bereichen weitgehend original erhaltene Substanz und zum Teil aus erschlossenen Quellen nachvollziehbaren Baudetails bilden das Fundament der Sanierung. Zur Aufrechterhaltung des Betriebes waren in einer ersten Bauphase Lösungen notwendig, die die immissionsschutzrechtliche Anforderungen erfüllen und der architektonischen Bedeutung des Bauwerks Rechnung tragen. Mit Abschluss der Sanierungsarbeiten in der Wartehalle sowie der Fertigstellung der Fassade des Ostflügels wurde ein weiterer Abschnitt des Gesamtensembles fertiggestellt und wieder nutzungsfähig gemacht.
Bei der Feierhalle handelt es sich um den für die Öffentlichkeit dauerhaft nutzbaren Bereich des Krematoriums. Das bereits in einem früheren Bauabschnitt sanierte Kolumbarium ist dagegen als Aufstellungsort für Urnen nur zeitweise bzw. bei Sonderveranstaltungen zugänglich. Somit kam der Sanierung der Feierhalle eine besondere Bedeutung zu, da dieser Raum immer im Spiegel der Öffentlichkeit steht.
Nach umfangreichen restauratorischen Untersuchungen konnte in Anlehnung an die Farbgebung aus dem Jahr 1878 das durch die Erbauer beabsichtigte Erscheinungsbild in vereinfachter Form wieder hergestellt werden. Gleichzeitig ist es gelungen, technisch notwendige moderne Zutaten in das Raumkonzept architektonisch und gestalterisch zu integrieren, um die Räumlichkeiten auch in den kommenden Jahren benutzerfreundlich und substanzschonend nutzen zu können.
Die öffentlich zugängigen Bereiche des Krematoriums Gotha sind wieder in einem einheitlichen Gestaltungskonzept gefasst. Damit erhält die Friedhofsverwaltung neu gestaltete Räumlichkeiten in historischer Umgebung.