Im Rahmen der baulichen, nutzungsneutralen Sicherung des Schlosses mit Nebengelässen und Parkmauer wurden wir mit der weiterführenden Wiederherstellung der Kapelle als Musterraum beauftragt. Das historische Gotteshaus, das als Ersatzneubau für eine barocke Kapelle zwischen 1857 und 1874 entstanden war, bietet sich dafür besonders gut an, da es durch seine Lage am östlichen Ende des Gesamtkomplexes und einen direkten Zugang von außen unabhängig von den anderen Gebäudeteile funktionieren kann. Außerdem steht für den großen, ehemals sakralen Hallenraum kaum eine andere Nutzung im Raum als für Versammlungen und Events verschiedenster Art, wodurch die Instandsetzung auch ohne ein vorliegendes Nutzungskonzept für die Gesamtanlage erfolgen konnte. Mit einbezogen wurde dabei der direkte Anschlussbereich der westlich angrenzenden Kirchgalerie, da dieser ursprünglich räumlich und funktional eng mit der Kapelle verbunden war. Darin befanden sich wichtige Vor- und Nebenräume wie die Vorkapelle, in der die Grabtafeln der Thüringer Landgrafen wie eine Art Ahnengalerie aufgestellt waren, die Herzogsloge zum Aufenthalt des Hofstaats während der Gottesdienste sowie verbindende Treppenhäuser zur Erschließung der verschiedenen Ebenen. Diese Räumlichkeiten waren bei früheren Umbauten stark umstrukturiert und überformt worden, sodass die Zugehörigkeit zur Schlosskapelle kaum mehr erkennbar war und mit der Sanierung wiederhergestellt werden sollte.
In enger Abstimmung mit der Bauherrschaft sowie dem Landesdenkmalamt erarbeiteten wir auf der Basis überkommener, zu einem großen Teil ausgebauter Bauteile sowie historischer Pläne und Fotografien verschiedene Konzepte zur Wiederherstellung der Schlosskapelle. Der gesamte Planungs- und Ausführungsprozess war stark durch Bemusterungen von Beispielachsen und Einzelementen geprägt, um immer wieder mögliche Ansätze und Ausführungsvarianten gegeneinander abzuwägen — die Bewertung erfolgte stets im Abgleich mit dem historischen Bestand. Dabei begannen wir mit dem Dach und der darunter befindlichen Kassettendecke sowie mit Musterfenstern und der restauratorischen Aufbereitung der Eingangstür, um zunächst die Außenhülle als Raumabschluss instandzusetzen. Unter Einbindung der Fachplaner für Haustechnik wurde während der baulichen Umsetzung dieses ersten Abschnittes der Innenausbau vorbereitet. Neben der Integration einer Temperierung zur Verbessung des Substanzerhaltes und der Ausstattung mit Veranstaltungstechnik lag ein besonderes Augenmerk auf den restauratorischen Techniken im Umgang mit den verbliebenen historischen Bau- und Ausstattungselementen — dazu zählten beispielsweise die hochwertigen Stuckmarmor-Pilaster und Originalbauteile der Deckenkonstruktion, die gesichert, aufgearbeitet und zum Teil ergänzt werden sollten. Historische Putze mit originalen Farbfassungen wurden, soweit wie möglich, in situ gesichert und dienten im Zusammenspiel mit weiteren Originalbauteilen als wichtige Anhaltspunkte für die Rekonstruktion der Raumgestaltung.
Die Kapelle selbst wurde zum Tag des Offenen Denkmals 2025 fertiggestellt und erstmalig im Rahmen verschiedener Veranstaltungen für Besucher geöffnet. Aktuell erfolgen noch Sicherungsarbeiten im Anschlussbereich und einigen Nebenräumen, deren Fertigstellung und Innutzungnahme in den kommenden Monaten sukzessive folgen wird.